A Place Called Home
Film

A Place Called Home

Isabella Brunäcker, 2018, 3 min

Eine Frau und ein Mann im Bett, ruhende Körper in sanfter Berührung, Augen, die nach außen und innen blicken, fragend und zugleich Gedanken offenbarend, die unausgesprochen und uneindeutig bleiben. Die Kamera rückt dem Paar auf den Leib, das im Dazwischen verharrt – zwischen Schlaf und Wachsein, zwischen intimer Vertrautheit und unheimlicher Fremde, zwischen Zweisamkeit und unüberwindbarer Isolation. (Programmfolder Herbst-Tour 2018)

Ein schlichtes Zimmer, Nebel vor dem Fenster, zwei Schlafende liegen in einem von einer Handkamera sanft schwankendem Bett. Die zweite Einstellung rückt den menschlichen Regungen im Schlaf näher: Die Hand des einen liegt auf der Taille des anderen, der Oberarm des anderen liegt auf dieser Hand. Kleidung, die den Schlaf nicht stören soll, faltet sich wie eine Haut über die eigentliche Haut. Die Hand des einen hebt und senkt sich mit den Atemzügen des anderen. Schließlich ein Schlucken, das vom Erwachen zeugt. Ein Mund öffnet sich und entschließt sich sogleich, nichts zu sagen. Der Blick des einen zum anderen, der Blick des anderen zum einen und ein Einander-Ansehen, das in den Schnitten versinkt.

Ein Spielfilm könnte so beginnen, mit diesen drei Minuten als erste Szene, doch A Place Called Home hebt sich vom narrativen Kino ab, indem Isabella Brunäcker ihre präzisen Setzungen zarter Gesten in die Auslassungen des narrativen Kinos legt. Jede Einstellung des Films wiegt den Wahrheitsgehalt seines Titels ab. Er zeigt zwei sich aneinander anhaltende Menschen, die sich in diesem Interieur eines Zuhauses in Sicherheit wägen können und ist doch in seiner Wortlosigkeit und Unentschiedenheit zwischen Wachen und Schlaf von Unruhe durchsetzt. Der Film stellt Fragen an die Zeit und Fragen an die Zeit im Film, will wissen, wie viel ein einziger Moment enthalten kann, wie viele Zwischentöne einer Beziehung, wie viele Gedanken eines Morgens in einem Moment, der sich einfügt in das Zeitmaß einer Filmrolle. (Theodor Maier)

Regie/Drehbuch/Produzentin Isabella Brunäcker
Kamera Andreas Alvarez
Licht Paul Sprinz
Schnitt Andreas Alvarez, Isabella Brunäcker
Sounddesign Karim Weth
Ausstattung Momo Ehegartner
Maske Sandra†Skofitsch
DarstellerInnen Marlene Hauser, Michael Edlinger
Förderungen BKA Bundeskanzleramt Kunst und Kultur, Land Salzburg Kultur, Stadt Salzburg

Zu sehen in: